München, 29. Mai 2018: Ein Graf, der zu Pferd bis in seine Suite ritt, eine Kaiserin, die ihr Bad so genoss, dass sie ihr Zimmer unter Wasser setzte und ein Staatspräsident, der sich nach seinem „Wiesnbesuch“ spontan von seinem Hotel die Organisation eines Tennisdoppels wünschte.
Ein Grand Hotel mit 160-jähriger Historie hat viele solcher Geschichten zu erzählen. Das Vier Jahreszeiten auf Münchens Prachtboulevard Maximilianstraße verdankt seine Entstehung dem Bayernkönig Maximilian II.
Außergewöhnlich engagierte Hotelbesitzer wie der Weinhändler August Schimon und die Brüder Alfred und Otto Walterspiel legten den Grundstein, dass das Vier Jahreszeiten Kempinski München heute zu den bekanntesten Hotels Europas zählt. Wie entstand und entwickelte sich das bekannte Grand Hotel? Auf den nachfolgenden Seiten finden Sie die Meilensteine des Vier Jahreszeiten München.
1858
Am 25. Juli 1858 eröffnet der Weinhändler August Schimon in der Münchner Maximilianstraße das „Hotel zu den vier Jahreszeiten“. Die Führung dieses Namens hatte ihm der Magistrat der Stadt ausdrücklich genehmigt. Sofort wird der imposante Bau zum Tagesgespräch unter Einheimischen und Besuchern: In einer Zeit, in der es in Privathäusern so gut wie keine Bäder gab, macht der Einbau von sechs Marmorbädern in dem Hotel Furore. Nicht minder aufregend sind die 60 Pferdeställe samt Pferdedampfbad und der Paternoster-Aufzug des Hotels, mit dem man bequem von Etage zu Etage fahren kann.
1859
Ein unbemerkter Schwelbrand im Keller der benachbarten Textilfabrik greift auf das Hotel über und lässt es bis zum Dachstuhl in Flammen stehen. Da Zimmer und Suiten vom Feuer verschont bleiben, wird glücklicherweise niemand ernsthaft verletzt, doch der Sachschaden ist beträchtlich – nicht nur für den Hotelbesitzer, sondern auch für die Dienstboten, deren gesamtes Hab und Gut auf dem Dachboden ein Raub der Flammen wird. Doch ein Spendenaufruf zugunsten des geschädigten Personals lässt die Münchner, denen das Feuer in ihrem schönsten Hotel nahegegangen ist, tief in ihre Taschen greifen: Sie spenden so großzügig zugunsten des geschädigten Personals, dass viel mehr zusammen kommt, als durch den Brand tatsächlich verloren gegangen ist. August Schimon seinerseits macht sich unverzüglich an den Wiederaufbau seines Hauses und schon im November desselben Jahres wird anlässlich des hundertsten Geburtstags von Friedrich Schiller ein großes Festessen für hundert Gäste im Hotel veranstaltet.
1866
Nach dem plötzlichen Tod von August Schimon setzt seine Witwe ihren Schwiegersohn Johann Samuel Obermayer als Geschäftsführer des Familienunternehmens ein.
1882
Das Hotel erhält als eine der ersten Einrichtungen in München eine Telefonanlage mit Apparaten in den Zimmern und wird so zum Vorreiter eines gänzlich neuen Services.
1885
Die „Hotel-Aktien-Gesellschaft“ wird gegründet, in deren Besitz das Vier Jahreszeiten übergeht. Die Mehrheit dieser Aktiengesellschaft bleibt jedoch in den Händen der Familie Schimon.
1889
Das Hotel wird mit einem eigenen Kraftwerk für elektrisches Licht ausgestattet. Dafür wurden die alten Dampfkessel im Keller durch elektrische Akkumulatoren ersetzt, die von einer Turbine in dem unter dem Hotel fließenden Stadtbach gespeist werden. Wieder einmal werden die vier Jahreszeiten zum Tagesgespräch in München, denn fortan erstrahlt jeden Abend das Haus im Glanz von mehr als 1000 Glühlampen – eine beeindruckende Zahl, hatte doch die gesamte öffentliche Beleuchtung der Stadt München zu der Zeit kaum mehr als 4000 Glühlampen aufzubieten. Und da die männlichen Gäste ihre Zigarren nun nicht mehr an der Flamme des offenen Gaslichtes anzünden konnten, gehört ab sofort auch ein „neumodischer“ elektrischer Zigarrenanzünder zur Ausstattung der Zimmer.
1926
Die Brüder Alfred und Otto Walterspiel erwerben die Aktienmehrheit des Hotels und bauen es weiter aus. Innerhalb kurzer Zeit bringen sie das Haus auf einen Qualitätsstandard, der international Aufsehen erregt. Während sich Otto als Kaufmann hinter den Kulissen um das Organisatorische kümmert, wird Alfred, ein genialer Koch und Großmeister der internationalen Haute Cuisine, mit dem neuen Hotelrestaurant „Walterspiel“ Gastronomiegeschichte schreiben und mit seinen erlesenen Gerichten über unzählige Jahre Gäste aus allen Teilen der Welt anlocken.
1944
Bei den Luftangriffen auf München im Zweiten Weltkrieg brennt das Hotel fast vollständig aus. Lediglich der Flügel zur Maximilianstraße bleibt stehen. Alfred und Otto Walterspiel stehen vor den Ruinen ihres Lebenswerks.
1945
Gegen Ende des zweiten Weltkriegs werden die Reste des Hotels von den alliierten Besatzungsmächten als Offiziersquartier beschlagnahmt.
1947
Dank ihrer Beziehungen und mit Unterstützung ausländischer Freunde erhalten Alfred und Otto Walterspiel Ende 1947 die Erlaubnis zum Wiederaufbau des Hotels und dürfen es als sogenanntes „Exporthotel“ führen. Das bedeutet, dass das Vier Jahreszeiten neben Besatzungsangehörigen auch zivile Gäste beherbergen darf, sofern diese in „harter Währung“ – bevorzugterweise in US-Dollar – bezahlen. Fortan bezeichnen die Münchner das Hotel mit einer Mischung aus Bewunderung und Neid als „Haus der Dollar-Gäste“. Für die Gebrüder Walterspiel ist es der Beginn einer neuen Ära ihres Lebenswerks, zugleich wird aber auch das letzte Kapitel des Hotels zu den Vier Jahreszeiten als Familienunternehmen aufgeschlagen.
1952
Nach Beendigung des Wiederaufbaus als Grandhotel verfügt das „neue“ Hotel Vier Jahreszeiten mit 82 Mark über das teuerste Zimmer Deutschlands.
1960
Alfred Walterspiel stirbt. Sein Bruder Otto hatte sich bereits 1954 zur Ruhe gesetzt. Die Söhne Alfreds, Georg und Klaus, sind die neuen Geschäftsführer der Vier Jahreszeiten GmbH. Doch Investitionen in Millionenhöhe stehen an und die Familie ist damit finanziell überfordert. So entschließen sich die Walterspiels, die Kapitalmehrheit an die Kempinski AG abzugeben. Der Aufbruch in eine neue Zeit beginnt.
1966
In seiner ersten deutschen Ausgabe zeichnet der Guide Michelin das Restaurant Walterspiel mit einem Stern aus.
1972
Im Interesse einer besseren Rentabilität wird das Hotel zur Rückseite hin erweiterte. Pünktlich zu den Olympischen Spielen in München ist der Neubau fertig. Statt wie bisher 180 bieten nun 340 Zimmer den Gästen den Glanz und den perfekten Service eines Luxushotels.
1974
Ein absolutes Highlight in den ersten Jahren der Ära Kempinski ist auch die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland. Von der monegassischen Fürstenfamilie über den damaligen amerikanischen Außenminister Henry Kissinger bis hin zu den Hollywood-Stars Elisabeth Taylor und Richard Burton: die internationale Prominenz versammelt sich während dieser Zeit im Hotel Vier Jahreszeiten Kempinski München. Deutschland wird übrigens zum zweiten Mal nach 1954 Fußball-Weltmeister.
2008
Das Münchner Grandhotel feiert sein 150-jähriges Jubiläum und ist damit eines der ältesten Hotels der Welt. Zum Jubiläumsjahr wird für 13,8 Millionen Euro kräftig renoviert: der vordere historische Teil des Hotels inklusive der zur Maximilianstraße hin gelegenen Suiten wird komplett umgebaut, saniert und modernisiert.
2015
Das Vier Jahreszeiten schafft mit der Eröffnung eines neuen Restaurantkonzeptes einen neuen Hotspot für München. Aus dem Restaurant Vue wird das Schwarzreiter. Namensgebend ist der Tiefseesaibling aus dem Königssee im Berchtesgadener Land, der auf Holz geräuchert zu einem der Lieblingsgerichte König Ludwigs II. gehörte. Bestehend aus der Schwarzreiter Tagesbar und dem Schwarzreiter Restaurant erwartet die Gäste dort junge, moderne bayerische Küche.
2017
Das historische Treppenhaus wird in seinen alten Glanz zurückgebracht und beschwört damit das Flair vergangener Zeiten herauf. Ebenfalls neugestaltet werden 60 Zimmer und Suiten inklusive einer der beiden Präsidentensuiten. Schwerpunkt des neuen Konzeptes ist die Inszenierung der Stadt München. Der Flurteppich ist dem Isar-Flussbett nachempfunden. Großformatige historische Bilder Münchens schmücken die Flur- und Zimmerwände. Darunter der Marienplatz von Friedrich Eibner sowie die München-Ansicht von Eugen Adam. Die originalen Bilder befinden sich im Münchner Stadtmuseum. Und es gibt noch einen weiteren Grund zur Freude in der Maximilianstraße: nur zwei Jahre nach seiner Eröffnung erkocht sich das Gourmetrestaurant „Schwarzreiter“ unter der Leitung von Anton Pozeg einen der begehrten Michelin-Sterne.
2018
Zum ersten Mal in der Geschichte des Hotels wird mit Maike Menzel eine Frau an der Spitze der seit der Ära Walterspiel international anerkannten Küche stehen. Ab August übernimmt sie als Nachfolgerin von Anton Pozeg, der München gegen das internationale Parkett eintauschen wird, die kulinarische Leitung des renommierten Schwarzreiter Restaurants. Ihr Ziel hat sie dabei auch schon fest vor Augen: den Michelin-Stern von 2017 zu verteidigen.
– Bis Ende 2018 bietet das Vier Jahreszeiten kombinierte Hotel- und Stadtführungen, die die die Entstehung der Maximilianstraße thematisieren.
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